„Unzufriedene gab es schon immer – aber jetzt sind sie lauter zu hören!“
Der gelbe Pullunder mit den grün-blauen Rhomben ist das Markenzeichen des 49-jährigen selbsternannten Betroffenheitslyrikers Olaf Schubert. Mit seinem Programm „Sexy forever“ tourt der Dresdener Comedian aktuell durch die Veranstaltungshallen der Republik. Sven Lilienström, Gründer der Initiative Gesichter der Demokratie, sprach mit Olaf Schubert über Demokratie, politische Unzufriedenheit und die Ernährung von Goldhamstern.
Herr Schubert, Ihr aktuelles Programm heißt „Sexy forever”. Hingegen scheinen einige demokratische Werte derzeit an „Sex-Appeal“ zu verlieren. Welchen Stellenwert hat Demokratie für Sie ganz persönlich?
Olaf Schubert: Demokratie finde ich von allen momentan praktizierten Gesellschaftssystemen das durchaus vernünftigste. Ich bin aber prinzipiell auch offen für Neues. Wenn also jemand eine Idee für eine gänzlich neue Gesellschaftsordnung hat, kann er sich sehr gerne bei mir melden.
Sie bezeichnen sich selbst als „intellektueller und mahnender Stachel im Fleisch der Bourgeoise“. Wie viel Gesellschaftskritik steckt in Ihrem aktuellen Programm?
Olaf Schubert: Eine ganze Menge. Aber nicht nur allgemeine Gesellschaftskritik, sondern auch Kritik an vielen Wirtschaftsbossen, vor allem aber auch Kritik an meiner Frau und dem Schwager meiner Nachbarin.
Apropos Bourgeoise, am 7. Mai fand die Stichwahl in Frankreich statt. Keiner der beiden Präsidentschaftskandidaten gehört einer „etablierten“ Partei an. Wie erklären Sie sich die weltweit wachsende Unzufriedenheit mit dem politischen Establishment?
Olaf Schubert: Ich glaube seit es Regierungen gibt sind die Menschen damit unzufrieden. Noch nie vernahm ich, dass die überwiegende Mehrheit einer Bevölkerung mit den Leistungen ihrer gewählten Volksvertreter zufrieden wäre.
„Unzufriedene gab es schon immer – aber jetzt sind sie lauter zu hören!“
Das kann eigentlich nur bedeuten, dass sich entweder prinzipiell nur die Falschen um politische Mandate bewerben oder irgendwelche Strukturen sie dann zu Entscheidungen zwingen, die Unzufriedenheit hervorrufen. Oder um mit anderen Worten etwas anderes zu sagen: Unzufriedene gab es schon immer – aber jetzt sind sie lauter zu hören.
Kabarett muss polarisieren und provozieren, um auf Missstände aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Das kann unter Umständen auch mal mit einem „Shitstorm“ auf Facebook enden. Gibt es Dinge, die Sie grundsätzlich nicht öffentlich thematisieren?
Olaf Schubert: Ja – zum Beispiel die Ernährung meines Goldhamsters.
Die Meinungsfreiheit in Deutschland schützt auch Satire und Comedy. Wo sehen Sie die Grenzen der freien Meinungsäußerung für Personen des öffentlichen Lebens?
Olaf Schubert: Wo da genaue Grenzen verlaufen sollten weiß ich nicht. In meiner Bühnenfunktion versuche ich mich immer auf mein Gefühl zu verlassen und bin damit glaube ich meist ganz gut gefahren. Wenn ich in einigen Fällen unverhältnismäßig agierte, hab ich mich – wie zur Strafe, danach immer schlecht gefühlt.
Jan Böhmermann ist als erster deutscher Comedian in der US-Talkshow „Late Night“ aufgetreten. Wann macht sich Olaf Schubert auf den Weg aus Dunkel-Deutschland über Rumänien in die USA? Was würden Sie US-Präsident Donald Trump als erstes sagen?
Olaf Schubert: Es wäre vermutlich egal was ich ihm sagen würde, er würde es eh nicht verstehen. Was hauptsächlich an meinem sehr schlechten Englisch liegen dürfte.
„Wenn ich aber schon im Weißen Haus wäre, würde ich mich vermutlich an seine Tochter ranschmeißen.“
Wenn ich aber schon im Weißen Haus wäre, würde ich mich vermutlich an seine Tochter ranschmeißen. Die ist ja eher mein Alter.
Herr Schubert, über Ihr Privatleben ist wenig bekannt. Dennoch möchten wir gerne wissen: Gibt es ein Erlebnis, das Sie persönlich besonders geprägt hat?
Olaf Schubert: Nein leider nicht. Ich bin ungeprägt.