„Demokratie benötigt informierte und mündige Bürger!“
Quadratisch. Praktisch. Gut. Wer kennt sie nicht, die bunt verpackten und quadratischen Tafeln Schokolade von Ritter Sport. Täglich verlassen über drei Millionen davon das Werk im baden-württembergischen Waldenbuch und werden in über 100 Länder weltweit exportiert. Sven Lilienström, Gründer der Initiative Gesichter der Demokratie, sprach mit dem Inhaber und Vorsitzenden des Beirats der Alfred Ritter GmbH & Co. KG Alfred Theodor Ritter (66) über Demokratie, Nachhaltigkeit und die Frage, ob Schokolade wirklich glücklich macht.
Herr Ritter, Verantwortung für Mensch und Umwelt prägen Ihr unternehmerisches Handeln bis heute. Welchen Stellenwert haben indes Demokratie und demokratische Werte für Sie ganz persönlich?
Alfred Theodor Ritter: Mir persönlich sind diese Elemente sehr wichtig! Demokratie benötigt informierte, mündige Bürger und damit eine Informationspolitik, die nicht postfaktisch ist.
Ritter Sport importiert Kakao aus Mittel- und Südamerika sowie Afrika und exportiert Schokolade in über 100 Länder weltweit. Welche Rolle spielen freier Handel und offene Grenzen für Ihr Unternehmen?
Alfred Theodor Ritter: Eine ganz entscheidende Rolle: in unserem Heimatmarkt Deutschland gibt es nur noch ganz wenige Handelsketten, die wiederum eine sehr starke Nachfragemacht auf sich vereinen.
Ein mittelständisches Ein-Produkt-Unternehmen wie Ritter Sport ist auf internationale Märkte und Kunden angewiesen.
Damit ist gerade ein mittelständisches Ein-Produkt-Unternehmen wie Ritter Sport auf internationale (Wachstums-)Märkte und Kunden angewiesen.
Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist der Mittelstand, heißt es oft. Als Familienunternehmen gehört Ritter Sport zum Mittelstand. Welche Bedeutung haben Familienunternehmen für unsere Gesellschaft?
Alfred Theodor Ritter: Nachdem sowohl der Staat als auch börsennotierte Unternehmen – Quartalsbilanzen untergraben eine langfristige Denke – nicht wirklich langfristig agieren, werden Familienunternehmen immer wichtiger.
Familienunternehmen handeln per se langfristig, weil sie in Generationen denken!
Diese handeln per se langfristig, weil sie in Generationen denken. Auch zahlreiche Ansätze zum nachhaltigen Wirtschaften wurzeln in Familienunternehmen, speziell mittelständischen.
Der „Kalte Krieg“ hat die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. Anders als die junge Generation haben Sie das Wettrüsten der Supermächte miterlebt. Bereitet Ihnen das Ende des INF-Vertrags Sorge?
Alfred Theodor Ritter: Große Sorge sogar. Ich befürchte, dass ein neues Wettrüsten beginnt, nachdem wir glücklicherweise einen kalten Krieg überlebt haben.
Ritter Sport ist für seine nachhaltige Wertschöpfungskette ausgezeichnet worden. Woran können Verbrauer erkennen, ob Unternehmen wirklich nachhaltig sind oder nur „Greenwashing“ betreiben?
Alfred Theodor Ritter: Das ist sicher nicht einfach und weder an der Zeitdauer eines Engagements allein noch an der Lautstärke, mit der darüber kommuniziert wird, ablesbar.
Es bleibt nur, zu hinterfragen, zu prüfen und da sind die Möglichkeiten heutzutage sicher vielfältiger als früher.
Es bleibt eigentlich nur, zu hinterfragen, zu prüfen und da sind die Möglichkeiten heutzutage sicher vielfältiger als früher: viele Unternehmen geben einen Nachhaltigkeitsbericht heraus; es gibt Medien und NGOs sowie Plattformen, die Firmen auf die Finger schauen; zudem lässt sich über das Internet zumindest Manches recherchieren; zahlreiche Unternehmen antworten heute vergleichsweise transparent auf Verbraucheranfragen; es gibt Auszeichnungen und Preise im Nachhaltigkeitssektor und vieles mehr. Das alles liefert zumindest Anhaltspunkte, die eine (eigene) Bewertung ermöglichen sollten.
Stichwort Diversity: Viele Ritter-Sport-Verpackungen tragen den Claim „Bunte Vielfalt“. Ihr Flagship-Store lädt in eine „Bunte SchokoWelt“ ein. Doch wie bunt und vielfältig ist die Belegschaft bei Ritter Sport?
Alfred Theodor Ritter: Wir haben alleine hier am Produktionsstandort in Waldenbuch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 20 Nationen; dazu zwischenzeitlich 7 Vermarktungs-Tochtergesellschaften in aller Welt sowie eine Kakao-Plantage in Nicaragua mit jeweils Kolleginnen und Kollegen aus den betreffenden Ländern.
Herr Ritter, mit unserer siebten Frage möchten wir – zugegeben ein wenig augenzwinkernd – wissen: Macht Schokolade Sie glücklich und wenn ja, verraten Sie uns Ihre Lieblingssorte?
Alfred Theodor Ritter: Schokolade macht in ihrer ganzen, „bunten Vielfalt“ glücklich und meine derzeitige Lieblingssorte ist die 55%ige Ghana aus unserer Kakao-Klasse; ich empfehle insoweit einen Selbstversuch zur geneigten Zustimmung 😉